Das soeben beendete Faslamsjahr 2020 werde ich zwar einerseits als ein scheißteures in Erinnerung behalten (Kosten für den Wagen und Kostüm liegen alleine schon bei über 200 Euro, was einfach mal doppelt soviel ist, als zunächst geplant war, beim Umzug habe ich zudem, weil ich ein Idiot bin, einen 50er verloren, den ich lose in der Tasche hatte und auf dem Rückweg vom Lumpenball am Samstag habe ich es anscheinend irgendwie geschafft, die Hälfte meiner Wireless-Kopfhörer zu verlieren – dass, wie in jedem Jahr auch noch ziemlich viele Getränkekosten hinzukamen, sei hierbei nur der Vollständigkeit halber erwähnt) aber es war auch ein legendäres.
Meine Trümmertruppe hat es geschafft, sich bei der Wagenprämierung auf den 3. Platz zu mogeln. Was sicher auch daran lag, dass uns zur Abwechslung mal weder irgendwelche komischen Unfälle in Sachen Technik aber auch Personen passiert sind. Es funktionierte alles, bis auf, dass unsere Seifenblasennebelmaschine nach der Befüllung mit Seifenlauge der Nebelkammer nur noch Seifenblasen machte (noch mal 160 Euro Kosten) und bis auf einen Alkohol-Totalausfall ist auch keinem irgendwas passiert.
Zum Glück! Denn unser Thema hieß „der sicherste Faslamswagen aller Zeiten“ und es wäre gerade in diesem Jahr extrem schlecht gewesen, wenn ausgerechnet dann, wenn wir die immer strengeren Regeln und Auflagen, die Stadt und Polizei uns so machen, ein wenig auf die Schippe nehmen und dann irgendwas Ernsthaftes passiert. Worin wir, obwohl wir besagte Regeln und Auflagen eigentlich durchaus ernst nehmen, ansonsten leider relativ gut sind.
Es ist auch das Jahr der Faslamsfahne geworden. Die hatte ich im letzten Jahr bereits entworfen und Vorbestellungen gesammelt. Sowas war eigentlich längst überfällig aber wenn man damit nicht schon im Sommer anfängt und ein bisschen Feedback bezüglich der Optik einholt, wird es eben zur Faslamszeit einfach nix mehr. Jetzt war sie bereits im Dezember da und an Faslam wehte sie vor diversen Häusern meines Dorfes. Da es sie in drei verschiedenen Farben gibt, war das auch hübsch bunt. Sich auf eine Farbe festzulegen war schwierig und es hat sich auch gezeigt, dass sich alle Farben in etwa gleich gut verkaufen, so dass ich die Entscheidung mal als richtig einstufen würde. Auch wenn ich des öfteren gehört habe, dass ja die grüne Fahne doch genau unsere Faslamsfarbe sei… was natürlich nicht der Fall ist aber vielleicht weiß man das wirklich nur, wenn man derjenige ist, der sowohl die eine als auch die andere Farbe mal ausgesucht und eingeführt hatte.
Andererseits wäre zu überlegen, ob man nicht das blaugrün, dass unsere Plakate und alles Mögliche Andere ziehrt, vielleicht doch mal gegen ein satteres Grün, wie es das Hemd unseres Maskottchens „Hoopti“ hat, tauscht. Ich glaube, das habe ich 2013 sogar mal erwogen aber sah mir dann etwas zu hell aus, um auf weißem Grund vernünftig lesbar zu sein. Ich werde hier einfach mal ein wenig experimentieren. Eigentlich hätte ich auch gerne noch eine weitere Akzentfarbe für diverse Gelegenheiten. Aber dann gibt es eben wieder diese Traditionalisten, die dann sofort „zu bunt“ rufen und einwerfen, dass doch früher die Plakate schwarz und weiß gewesen seien und dass doch fein gewesen wäre. Womit sie auch nicht wirklich Unrecht haben. Man kann das durchaus so sehen. Aber dann gibt es die Fraktion, die sagt, deutlich bunter wäre wünschenswert, das Plakat vom Nachbardorf wäre so viel besser weil bunt.
Wie man es auch macht, irgendwer findets immer blöd. Ich glaube, dass der aktuelle farbliche Kompromiss schon ganz okay ist. Hinterfrage ihn aber trotzdem jedes Jahr neu.
Es war auch das Jahr, in dem wir mottotechnisch am Samstag eine richtige 90er-Party feiern konnten. Das führte zu einem rappelvollen Saal und bester Stimmung. Der Verein wird also nicht nur seinen Ruf als der mit dem geilen Lumpenball erneut gestärkt haben, sondern auch gutes Geld dabei eingenommen haben. Was wichtig ist, denn abgesehen vom Lumpenball am Samstag und wenn es gut läuft der Kindermaskerade, hat der Verein neben Spenden und dem, was die Mitglieder auf unterschiedliche Weise beitragen, keine Einnahmen, die die restlichen Festivitäten finanzieren – und die sind halt insgesamt durchaus teuer. Noch kenne ich keine Zahlen aber zumindest bin ich da recht zuversichtlich. Und Spaß hat es auch gemacht, war ein guter Lumpenball.
Bis auf diese fürchterliche Geschichte, die zwar draußen vor der Tür passiert ist, aber eben irgendwo doch etwas mit uns zu tun hat, auch wenn niemand von uns etwas dafür kann. Was genau gewesen ist, ist wohl immer noch nicht so richtig klar und es werden dringend Zeugen gesucht. Fakt ist aber, dass das Ganze damit endete, dass einer unserer Gäste wirklich sehr übel etwas abbekommen hat und zumindest nach meinen Informationen sein Gesundheitszustand immer noch kritisch ist. Das gibt auch uns ein sehr mieses Gefühl und tut jedem Faslamsbruder leid. So etwas möchten wir eigentlich nicht erleben, schon gar nicht auf unseren eigenen Veranstaltungen. Aber wenn viel Alkohol und viele Menschen zusammen kommen, passiert leider gelegentlich echte Scheiße. Hoffen wir, dass die Sache aufgeklärt wird und es dem Schwerverletzten zügig besser geht – und dass sich derartiges nicht wiederholt.
Es war auch das Jahr, in dem ich endlich den idealen Rechner zum abspielen unserer Sideshows am Samstag (die dieses Mal ausfielen, weil wir einfach nichts Vernünftiges haben finden können) und der Foto- und Videoshow am Montagabend, der den Teilnehmern den Umzug zeigt, gefunden habe. Ich hatte nämlich Montag recht optimistisch mein neues und hier bereits mehrfach erwähntes Chromebook eingepackt, nebst Adapter. Ich ging dabei aber ungetesterweise davon aus, dass das eher nicht funktionieren wird, denn so einen ähnlichen Adapter, allerdings sogar noch mit zusätzlicher Stromversorgung, die diesem fehlt, hatte ich im vergangenen Jahr auch schon ausprobiert und es kam einfach zu wenig Saft am Beamer an. Wohl, weil der über ein relativ langes Kabel verbunden werden muss und das einfach nicht hingehauen hatte. Allerdings hatte ich damals einen Raspberry Pi benutzt – und der liefert vielleicht schon als Ausgangssignal etwas zu wenig. Oder es liegt daran, dass das Chromebook über einen gut powernden USB-C-Port angeschlossen wurde, keine Ahnung – aber Fakt ist: es lief. Und es lief auch richtig gut. Der Verein wird jetzt wohl auch noch mal so ein Chromebook anschaffenhat nicht mal ne Woche später selbst so ein Teil erworben, weil es sowieso grade für unter 200 Euro im Angebot war. Ich bin sehr happy, da endlich eine vernünftige Lösung nach verschiedenen Uralt-Windows-Rechnern, die selbst diese Bildershows meistens nur so mittelgut abspielen konnten, gefunden zu haben.
Es gäbe noch eine Million lustiger Anekdoten und kleiner Geschichten zu erzählen, die über Faslam so passiert sind und natürlich auch in der Bauzeit davor. Faslamszeit ist eben für uns Aktive nicht bloß das „Wochenende“ mit Mittwoch (Kranzbinden), Donnerstag (Saalschmücken), Freitag (Buddelversteigerung und anschließender „Boxentest“), Samstag (Lumpenball), Sonntag (Umzug) und Montag (Schnorren, Eieressen, Danz op de Deel), sondern praktisch der komplette Januar, denn da bauen wir eben den ganzen Krempel, den wir dann beim Umzug über den Deich schieben.
Aber da ich die Hälfte selber nicht mehr weiß, bzw. die Erinnerung erst im Laufe der nächsten Tage zurückkommen wird und vieles auch nicht unbedingt öffentlich sichtbar ins Internet geschrieben gehört, spare ich mir das an dieser Stelle.
Bis auf Eins: Die größte und auch lustigste Überraschung passierte am Faslamssonntag. Vor dem Umzug, so um kurz vor halb 11. Einer Uhrzeit, zu der ich eigentlich längst am Wagen hätte sein müssen, ich aber blöderweise noch im Bett lag, weil ich offensichtlich erfolgreich sämtliche Wecker ignoriert hatte. Geweckt wurde ich durch meinen Vater, der mir mitteilte, dass ich Besuch aus Berlin hätte. Wtf? Normalerweise stehe ich ja so gar nicht auf unangekündigte Besuche, Faslam bildet da aber ohnehin traditionell eine Ausnahme. Und über diesen Besuch habe mich einfach riesig gefreut. Und das nicht nur, weil ich ohne ihn vermutlich nicht von meinem Vater geweckt worden wäre und möglicherweise den halben Umzug verpennt hätte. Ich bin nicht sicher, ob denen klar ist, dass sie mir da vielleicht ohne es zu wollen ein wenig den Tag gerettet haben.
Auch solche Geschichte schreibt nur der Faslam.